Wie stehen Frauen in Deutschland heute zu Kindern?
Die Grundhaltung zu Kindern hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Während es in den 50er Jahren noch selbstverständlich war Mutter zu werden, entschieden sich mit Einführung der Pille in den 60ern immer mehr Frauen dazu auf Kinder zu verzichten. Heute bleibt etwa jede dritte Frau – gewollt oder auch ungewollt – kinderlos.
Bei Frauen, die sich bewusst gegen eine Schwangerschaft entscheiden spielt neben dem Streben nach einer aussichtsreichen Karriere auch häufig die Partnerwahl eine Rolle. Es wird oftmals kein adäquater Partner zur Familiengründung gefunden.
Auch eine weniger komfortable Finanzlage oder der Verzicht auf finanzielle Freiheit können Beweggründe gegen Kinder sein. Hinzu kommt der Mangel an Betreuungsplätzen und fehlende staatliche Unterstützung. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehen Frauen in Deutschland immer noch als schwer realisierbar an.
Neben dem Wunsch eine fürsorgliche Mutter zu sein, sehnen sich Frauen gleichzeitig nach gesellschaftlicher Anerkennung und körperlicher Attraktivität. Die Angst, diesem eigenen Perfektionsanspruch nicht gerecht zu werden führt ebenfalls dazu, dass manche Frauen gar nicht erst schwanger werden wollen.
Glücklicherweise entscheidet sich die Mehrheit trotz allem doch für das Kinderkriegen. Man ist allerdings der Meinung, dass die Rahmenbedingungen hinsichtlich Berufsausbildung, befriedigender finanzieller Situation und stabiler Partnerschaft gegeben sein sollten.
Aufgrund längerer Ausbildungszeiten ist man heute deutlich älter beim ersten Nachwuchs: Das Durchschnittsalter liegt bei 29. Auch sogenannte „Spätgebärende“ mit 35 Jahren und älter sind keine Seltenheit mehr.
Schwangerschaftstrends
Der neue Kult um den Babybauch – die Mode macht mit
Der Umgang mit einer Schwangerschaft hat sich verändert. Es gibt eine ganze Reihe moderner Schwangerschaftstrends, die vor Jahren noch undenkbar gewesen wären.
Während man früher noch dazu neigte, den Bauch mit sackartiger Umstandskleidung zu kaschieren präsentiert man sich heute stolz mit Babybauch.
Die Mode hat sich dem längst angepasst: Umstandskleidung von heute erfüllt den Wunsch nach Bequemlichkeit und Bewegungsfreiheit und ist gleichzeitig schick und trendy. Oftmals kann sie auch nach der Schwangerschaft noch getragen werden. Dies gilt insbesondere für Tuniken oder Kleider.
Absoluter Trend ist beispielsweise das sogenannte Bauchband. Es dient primär zur stolzen Betonung des Babybauches. Werden die Hosen langsam enger, zieht man das modische Bauchband einfach drüber und kann so Knöpfe oder Reißverschluss bedenkenlos offen lassen.
Da man die Umstandsmode nur begrenzte Zeit trägt, sind zwei bis drei Kombinationen aus Hose und Oberteil von guter Qualität ausreichend.
Bäuche an deutschen Wohnzimmerwänden
In deutschen Wohnzimmern blickt man immer wieder auf bunt bemalte Bäuche an den Wänden. Was hat es damit auf sich?
Viele Frauen wollen den liebgewonnenen Babybauch auch später noch in Erinnerung behalten: Dies gewährleistet ein Gipsabdruck. Diesen kann man entweder mit Hilfe eines Sets selbst erstellen oder aber professionell anfertigen lassen.
Für diejenigen, die bereit sind etwas mehr Geld für die Erinnerung zu investieren ist die professionelle Anfertigung sicherlich eine schöne Sache. Das Selberherstellen erfordert Geschick und Geduld, ist dafür aber eben auch deutlich preisgünstiger.
Pränatale Entwicklungsförderung: Wie wird mein Kind zum Mathegenie?
Man weiß heute, dass der Fötus durchaus schon seine Umgebung wahrnimmt: Er kann die mütterliche Stimme identifizieren oder reagiert auf laute Geräusche.
Aus diesem Wissen heraus resultiert ein umstrittener Schwangerschaftstrend: Die pränatale Entwicklungsförderung oder auch pränatale Frühförderung. Damit sind Maßnahmen gemeint, die die intellektuellen Fähigkeiten des Kindes schon im Mutterleib fördern sollen. Man spielt beispielsweise klassische Musik vor, um das musikalische Gehör sowie die mathematische Leistungsfähigkeit zu steigern. Ein US-amerikanischer Arzt entwickelte sogar einen speziellen Lautsprecheraufsatz für den Bauch. Hierüber soll die Mutter dann die klassische Musik abspielen oder erste Silben vorsprechen.
Ob man mit solchen Maßnahmen tatsächlich etwas beeinflussen kann ist allerdings nicht zuverlässig nachgewiesen. Kritiker hegen eher die Befürchtung, dass man das Ungeborene massiv stören könnte.
Neue medizinische Möglichkeiten: Pränataldiagnostik
Auch medizinisch ist man heute sehr viel weiter: Neben den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft gibt es nun auch die sogenannte Pränataldiagnostik. Dabei handelt es sich um freiwillige Untersuchungen die Aufschluss über eventuelle Fehlbildungen, Behinderungen oder erblich bedingte Krankheiten des Kindes geben können. Die Kosten müssen selbst getragen werden, es sei denn die Untersuchung ist aufgrund von Auffälligkeiten medizinisch erforderlich.
Letztendlich muss jede Frau für sich entscheiden, ob und welche Untersuchungen der Pränataldiagnostik gewünscht werden. Frauenärzte klären bei Bedarf umfassend auf.
Das kostbare Blut der Nabelschnur
Ebenfalls eine medizinische Neuentdeckung: In den 80ern fand man heraus, dass das Restblut der abgetrennten Nabelschnur eine hohe Anzahl an Stammzellen beinhaltet. Diese können zur Krankheitstherapie entnommen und eingefroren werden.
Es wird angeboten das Nabelschnurblut des Kindes kostenfrei zu spenden. Selbstverständlich kann man das Nabelschnurblut auch für das eigene Kind einlagern und aufbewahren lassen. Die relativ hohen Kosten hierfür tragen die Eltern dann allerdings selber. Man sollte sich vorher gut informieren und vor allem bewusst machen, dass nicht alle Krankheiten mit den eigenen Stammzellen geheilt werden können.
Männer in Elternzeit: Sind Väter die neuen Mütter?
Auch der Vater von heute ist zweifellos ein anderer als der aus den 50ern: Er ist bei der Geburt dabei und packt im Alltag beim Windelwechseln mit an.
Seit 2007 besteht nun auch die Möglichkeit, dass Väter in Elternzeit gehen können. Der Vater, der am Vormittag mit dem Kinderwagen über den Spielplatz marschiert wird daher längst nicht mehr als Exot wahrgenommen.
Doch obwohl die Anzahl der Väter in Elternzeit stetig wächst, sind es in den meisten Fällen immer noch die Mütter, die zu Hause bleiben. Viele Väter befürchten den berühmten Karriereknick, Unverständnis oder gar Spott und nicht zuletzt ein schlechteres finanzielles Auskommen für die Familie.