Spätestens seit die Modewelt den Poncho entdeckte, hat er in vielen Kleiderschränken einen festen Platz. Wurde das Stück Stoff zunächst nur von wenigen Modemutigen getragen, greifen heute immer mehr Frauen zu dem bequemen Kleidungsstück. Seine Vielseitigkeit in verschiedenen Mustern, Farben und Formen machen es auch leicht, für jeden Anlass das richtige Modell zu finden.
Woher kommt der Poncho eigentlich?
Poncho ist spanisch und wird eigentlich Pon-tscho ausgesprochen. Er stammt aus Südamerika, wo er als Mantel getragen schon lange zu sehen ist. Eigentlich waren es die Indianer aus dem Tiefland, die als erstes einen solchen Umhang trugen. Aus einem großen Stück Stoff, das wie eine Decke aussah, fertigten sie einen viereckigen ärmellosen Überwurf. In die Mitte wurde ein Loch geschnitten, wo sie den Kopf hindurch stecken. So lag der Poncho lose auf den Schultern und umschloss dennoch den Körper. Für die Indianervölker diente der Poncho nur zu einem Zweck: Er musste sie vor Nässe und Kälte schützen, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Neuere Forschungen zeigen, dass der Poncho im 19. Jahrhundert in großen Mengen von England nach Südamerika exportiert wurde.
Der Poncho und seine Vielfältigkeit
Die Zeit, als Ponchos im Ethno-und Folklorestil daher kamen und Hippies sie bevorzugten, ist nun definitiv vorbei. Bei der großen Auswahl an Materialien, Schnitten und Mustern ist er im Alltag ebenso tauglich wie für das Büro. Selbst in die Abendmode hat er seinen Weg bereits gefunden.
Beim Bummeln durch Modehäuser oder Blättern in Modezeitschriften fällt auf, wie überraschend hoch die Auswahl an Ponchos ist. Und man merkt schnell, dass es die Designer mit dem ursprünglichen Cape nicht mehr ganz genau nehmen. Neben der typischen Ponchoform kreieren sie Modelle mit viel Fantasie. So gibt es Kollektionen die Verschlusslos und vorne offen sind, andere hingegen wirken wie ein Cape, das an den Seiten Schlitze für die Arme hat. Neben Karomuster, Streifen und Stoffapplikationen, gibt es noch welche, die Ärmel wie bei einem Pullover haben. Dann sind da noch die schlichten Ponchos in unifarben, wobei andere durch einen Rollkragen oder freche Fransen auffallen. Diese Ponchos haben meistens einen asymmetrischen Schnitt und laufen vorne und hinten spitz zu. Der Mode soll das nur recht sein, denn so findet jeder den für sich passenden.
Ponchos für alle Jahreszeiten
Natürlich spielt neben dem Schnitt auch das richtige Material für die entsprechende Jahreszeit eine Rolle. Ponchos aus Schurwolle, Cashmere und Angora halten an kalten Tagen warm. Für Frühling und Sommer sind Ponchos aus Seide, Feinstrick oder luftig gehäkelte Modelle an lauen Abenden gefragt. Im Herbst sind Modelle aus Wolle treue Begleiter und ersetzten eine Übergangsjacke oder dicke Weste. Zum einen können sie über einen dicken Pullover getragen werden und an sehr kalten Tagen als Schal dienen.
Muster, Farben und einiges mehr
Kannte man den Poncho vor einigen Jahren noch als bunten Mustermix, fallen die neuen Kollektionen weniger auf, sind dafür aber um einiges tragbarer. Bei jenen, welche im typischen Indio-Muster sind, werden die Farben meistens gedeckt gehalten. Aber auch die Ton-in-Ton gemustert sind und besonders die einfarbigen Ponchos sind sehr beliebt. Natürlich gibt es auch noch immer eine breite Auswahl an kunterbunten Ponchos und schönen Azteken-Mustern. Bei den Winterponchos dominieren vor allem Streifen und Karos.
Neu ist allerdings, das der Poncho nun auch in der Sommermode zu sehen ist. Im lässigen Design und aus leichtem Stoff, ist er auf dem besten Weg zum Sommer-Highlight. Und was wären die warmen Tage ohne Blumen. So blüht auf vielen Sommerponchos der Flowerprint und Pailletten, Quasten und Fransen sorgen ebenso für Leichtigkeit.
Von der Dame bis zum Hippiemädchen
Zur klassischen Bürogarderobe passen dunkle Ponchos aus hochwertigen Materialien mit geradem Schnitt. Gedeckte Farben wie Grau, Schwarz oder Beige verleihen dem Auftritt eine elegante Note. Dezente Details wie ein Rollsaum oder eine Blütenbordüre werten das Kleidungsstück zusätzlich auf. Dazu passen eine schicke Bluse, eine Bundfaltenhose mit geradem Bein und Schuhe mit hohen Absätzen.
Für das Lebensgefühl der Hippies
Ein Alltagsoutfit lässt sich im Handumdrehen im angesagten Boho-Chic zaubern: Einen Poncho in Oversize prägt den Ethno-Stil mit Fellimitat, Fransen und Folkloremustern – schick für die Freizeit. Warme leuchtende Farben auf groben Stick sind typisch für den Hippie-Look. Dazu gehört natürlich eine enge Jeans und ein Shirt. Für die etwas elegantere Variante würden sich grafische Muster anbieten.
Der Poncho in der Trachtenmode
Ja, auch dies gibt es – ein Poncho im Trachtenstil. Ein grober Strickponcho mit Zopfmuster, Troddeln oder Rüschen und mit Rollkragen. Zu Lederhosen im zarten Taupe oder Dunkelrot ist solch ein Überwurf bestimmt der Hingucker auf Oktoberfesten.
Der Bundeswehr-Poncho
Einer der Klassiker ist der Bundeswehr-Poncho. Aufgrund seiner vielfältigen positiven Eigenschaften ist er eine günstige Alternative für Herbst und Winter als Outdoor-Poncho.
Modische Ponchos für die Freizeit
Ponchos aus glattem Feinstrick mit geometrischen Mustern oder modernem Sternenmuster ergänzen jeden Freizeitlook. Ein Fransensaum unterbricht das sonst geradlinige Outfit Sind diese Ponchos lang geschnitten, wird der Mantel überflüssig und sie verführen zum Einkuscheln auf dem Sofa. Mutige jungen Frauen tragen darunter auch Shorts und Miniröcke. Diese sollten dann aber ein wenig darunter hervorlugen.
Den Poncho auf die Figur abstimmen
Ein Poncho passt jeder Frau, egal welche Konfessionsgröße sie hat. Unter weit schwingenden Ponchos kommen schmale Kleidungsstücke gut zur Geltung. Zu einem Kleid passt ein Kurzponcho am besten. Bei einer üppigeren Figur empfiehlt es sich einen Poncho mit Zipfelsaum, Längsmuster und V-Ausschnitt zu wählen. Außerdem können noch die Handgelenke und Fessel durch Schmuck betont werden. In kastig geschnittenen Modellen wirken große Frauen kleiner und mit Grobstrick zaubern kleine Frauen mehr Volumen am Oberkörper. Wer ganz schlank ist, kann seine Taille mit einem Gürtel betonen. Nur bei Wolle ist es besser auf das Accessoire zu verzichten, das Material kann leicht aufgetragen wirken.
Auch die passende Tasche und Schuhe sollten zum Stil des Ponchos ausgewählt werden. Zum Ethno-Poncho passen leichte Sommerstiefel und eine cognacfarbene Saddle-Bag. Die eleganten Modell machen High Heels und eine Henkeltasche komplett. Auf Grund der weiten Armpartie lassen sich klassische Handtaschen schlecht tragen. Grundsätzlich kann man einen Poncho tragen, wie man sich wohlfühlt und wie es jedem gefällt.
Einen Poncho ganz leicht selber machen
Wer Spaß am Häkeln oder Stricken hat, kann einen Blick in die neuesten Handarbeitshefte werfen. Einen Poncho selber zu fertigen – sogar mit Kragen – ist keine große Kunst. Wer bei seitlich ausgestreckten Armen die Länge vom Hals bis zu den Handgelenken misst, bekommt die richtige Breite des benötigten Rechtecks. Wie lang der Poncho sein soll, liegt im eigenen Ermessen. Manch einer mag ihn lieber länger, andere wollen ihn nur bis zur Hüfte. Kommt ganz auf das ausgesuchte Modell an. Ist das Garn ausgewählt, sollte man erst eine Maschenprobe vornehmen um zu sehen, wie viele benötigt werden.
In Punkto Strickvariante geht es ganz nach Geschmack. Große Maschen sind für einen luftigen Poncho für die wärmere Jahreszeit gedacht. Für die kalten Monate ist ein Modell aus dichten Maschen ratsam. Ob Zopfmuster oder ein effektvolles Lochmuster bleibt dem Geschmack überlassen. Am besten strickt oder häkelt man sich gleich mehrere Ponchos. So hat man einen für jede Wetterlage und jede Gelegenheit.
Wenn der Poncho zum Beispiel aus zwei Rechtecken besteht, wird er zwangsläufig kürzer. Wenn das Cape aber länger sein soll, müssen beide Rechtecke breiter gestrickt werden. Wer wiederum einen Poncho-Pulli möchte, strickt ein Quadrat, da eine der Ecken der unterste Punkt ist. Hierfür muss aber die richtige Länge genau eingeschätzt werden, damit diese nicht beim Laufen stört. Wichtig ist auch, dass der Poncho locker sitzt und nicht die Bewegungsfreiheit einschränkt. Soviel steht jedenfalls fest: Der Poncho, er einst vornehmlich in Südamerika getragen wurde, hat in der Damenmode einen festen Platz erobert.
Fotonachweise: Ponchos – Marco Correa – Ponchos in Lo Miranda town, Doñihue, Chile. Baby Poncho – WordRidden Baby poncho – CC BY 2.0